Wir haben uns nicht abhalten lassen auch eine Rede zu halten ...
Da Ihr euch alle hier versammelt habt...
zum Anlass, unser aller großes Werk zu ehren,
so werdet ihr mir sicher nicht verwehren,
bevor ihr euch am Essenstische labt
mit ein paar Worten euch zu unterhalten.
Vielleicht fragt sich der ein- und andere
wozu der Vers, was soll der Reim?
Doch sag ich: Was wir hier gestalten
das ist nicht schlicht ein Eigenheim
nicht Schul, nicht Kirch, nicht Amtsbüro
und keine Scheune sowieso.
Durch diese Räume soll der Geist von Paracelsus wehen,
ein Tempel der Gesundheit soll entstehen,
kurz, eine Praxis, und heut gilt nicht
wie sonst für mich - die Schweigepflicht.
Ich feierte mein fünzigst Wiegenfest,
An reich gedeckter Tafel saß mit meiner Gattin ich
gar manche Sorge drückte fürchterlich.
„hör“, sagte ich, „was mich nicht schlafen lässt:
es strömen Patienten von allen Orten
fast sind es schon zu viele geworden.
Zwar hilf uns schon ein Assistent,
Der liebe Fred Oehm und mancher Student
doch fehlt es uns arg an Raum und Zimmer
noch ein- zwei Jahr und wir schaffen es nimmer!“
„Da hilft nur eins“ sagte meine Frau,
und gelassen sprach sie die Worte aus:
„Du weißt es selbst am besten genau
wir bauen der Praxis ein neues Haus.“
Vom Kater befreit am nächsten Tage
durch des Morgens frischen, belebenden Hauch
griff ich beherzt zu Stift und Papier.
Wenn schon, dann soll es sich wenigstens lohnen
dann mach ich es richtig, so dachte ich mir.
Entwarf Fluchten von Zimmern, von Labors und Balkonen
und einen Wasserfall malte ich auch.
Zu Friedel, dem Bürgermeister schlich
ich sodann, den Plan im Gewande
„Ich bin“, sprach jener, „zu helfen bereit
auch mir liegt die Sache am Herzen
ein Grundstück hab ich, von euch gar nicht weit
das könnt ich zur Not verschmerzen.“
So weit war es einfach. So weit wars nicht schwer.
Doch jetzt musst ein cleverer Partner her,
ein Mann, der das Haus plant, der sich darauf versteht
wie man die Mauern mit gewagtem Design verschönt,
der sie mit einem hohen Dache krönt
das auch dicht hält, wenn tobend der Sturmwind weht.
„Wir raten Euch“, sagte Kollege Drechsel,
„denkt nicht an einen riskanten Wechsel:
Fragt Meister Schefbeck, er hat Großes getan,
hat unser Wohnhaus gebaut, seht' s euch an.
Und auch euer Haus, lang ist's her
baute kein andrer als er.“
So legten wir denn schwungvoll und frisch
Herrn Schefbeck den fertigen Plan auf den Tisch.
Erst furcht' er die Stirn, dann hob er die Brauen
„Mir scheint, Ihr wollt eine Ritterburg bauen!
So geht das nicht, doch gebt gut acht,
was des Meisters kundige Hand daraus macht.“
Und was er dann hat ersonnen
seht euch um – das ist rausgekommen.
Was dann passierte? Nun ja, wir trafen
eines Tages den Apotheker, den braven.
Er sprach: „Auch ich könnte bald
eine neue Apotheke brauchen; meine ist alt.
Drum sei ich, gewährt mir die Bitte
in eurem Bunde der dritte!“
„Nun“, sprach Herr Schefbeck, „Jetzt seid ihr fein raus,
ihr lehnt euch zurück, ich bau' euer Haus.
Vorher jedoch muss ich die Ämter besuchen.
Muss jedes davon um Genehmigung fragen
erst dann können wir uns ans Werke wagen.
Es dauert nicht lang.
Wir warteten bang
und hörten Herrn Schefbeck oft fluchen.
Und dann ging es los. Der Architekt rief schnelle
die kunstvollsten Handwerkermeister zur Stelle
und bald wurde eifrig gegraben, gemessen
betoniert, Stahl geflochten, Stein auf Stein getürmt,
während Firma Siebensohn unterdessen
den Bau mit trutzigem Zaune abschirmt
Die Maurer sind fertig, die Zimmerleut auch
die Balken sind drauf, und so ist es Brauch
all jenen, die dazu beigetragen
in ehrlichen Worten Dank zu sagen.
Ich weiß, wie viel Mühe in diesem Bau steckt
und zolle euch allen den größten Respekt.
Und allen, die ihren Beitrag noch bringen
wünsch ich von Herzen gutes Gelingen
Denn arbeiten alle Hand in Hand
steht sie bald, die neue Praxis im Oberland!